AKTUELL



 

- STÖRE MEINE KREISE NICHT -

... noli turbare circulos meos ...

 




 

- FLUGMAUSENS SICHELMOND -

 

Geliebt ist sie nicht, die Fledermaus, eher gemieden und gefürchtet.

Als Bewohnerin des Grenzlandes zwischen Tag und Nacht sind uns Wesen und Lebensgewohnheiten

der urzeitlichen Kreatur fremd und kaum einzuordnen.

Dabei hängt sie friedlich schlafend im Geäst eines dürren Baumes unter ihrem schützenden Sichelmond.

Sie schläft und träumt von den unheimlichen zweibeinigen Gestalten, deren Wesen

und Gewohnheiten ihr so unsagbar fremd sind.

 

MATERIALIEN:

... Sichelblatt des 19. Jahrhunderts, das die letzten 100 Jahre weit weg aus aller Augen,

wie die Fledermaus am Balken einer bäuerlichen Scheune überlebt hat ...

... freihandgedrehtes Glas mit einem darin eingeschlossenen Silbermond ...

...schwarzes Büffelhorn und Mammut-Elfenbein, Silber, geschmiedetes Kupfer und Ebenholz ...

 



 

... vita non est vivere sed valere vita est ...

 

EYN KOSTBAR INSTRUMENTH ZU SEHEN EYN THUER UND EYNGANG

WO KEINER JE GEWESEN -

ITEM ZU FOLGEN DEM SILBERN SCHLANG IN RAUM UND WELTH

SELBIG SEYND NAH BEY DIR 

UND DOCH VERBORGEN UND WEIT

 

Glas, Silber, Kupfer, Ebenholz und Bein

 




 

- AMUN RA -

 

Die Goldene Scheibe als Insignium des Ägyptischen Sonnengottes "RA"

 

Ein Objekt aus 7 Millimeter starkem Damaszener-Stahl.

Für die Gestaltung und Ausarbeitung in der sogenannten "Filework-Technik"

wurden ausschließlich verschieden profilierte Feilen genutzt.

Der knapp 5 Gramm schwere Diskus aus 18-Karat-Gelbgold ist als Unikat

in einer Steinform gegossen und mit einem Kupferstift im Stahl vernietet.

 




 

- MEISTER FINIS -

 

MammutElfenbein, DamaszenerStahl, Silber, Leder, Seide, gewachste Baumwollschnur,

in den freihandgedrehten Glasperlen fliegen schemenhafte schwarze Raben

 

 

 




 

TENEBRIS VIA  -  DIE DUNKLE STRASSE

 

- NOLI  TURBARE SOMNIS ET LACRIMAS MEAS -

- STÖRE MEINE TRÄUME UND TRÄNEN NICHT -

 

Von einem fliegenden Drachen bewacht befinden sich im Inneren dieses winzigen "Tresors" zwei Schubladen mit gläsernen Tränen - darunter ein kleines Fläschlein mit "Sternenstaub".

Dies ist feinster metallischer Abrieb aus dem Weltengetriebe, aus dem Kosmischen Räderwerk.

Das geflochtene Band aus grauer Naturseide endet in einem geschmiedeten Vierkant-Knebel

und zwei in der Flamme freihandgedrehten Glasperlen - einem mehrfarbigen Drachenauge 

und zwei schemenhaft im Nebel fliegenden schwarzen Raben.

 

Materialien

Kupfer, Silber, Glas, Seide und Sternenstaub

 





 

- ZWEI -

CESSANTE CAUSA  ...  CESSAT EFFECTUS

Entfällt die Ursache, so entfällt auch die Wirkung

 

Zwei beinahe ewige Scheiben,

geeignet zur Navigation über Oceane, zu den Sternen und durch das diesseitige Leben

 

Materialien

Bronze, Silber, Glas, Leder und Knochen

 



 

ZWEI

Bilder aus dem Entstehungsprozess

 



 

Für diesen sorgfältig recherchierten und treffend geschilderten Einblick in unsere TEAMWORKK-Arbeit danken wir ganz herzlich Sandra Pfäfflin und Gabriele Meyer von der "PFORZHEIMER ZEITUNG"

 



Der komplette Artikel in der "PFORZHEIMER ZEITUNG" ist mit dem folgenden Link aufrufbar:




 

 - CHIMAERE - DIE FLEDERMAUSFRAU -

... making of ...

... Objektmesser mit dem Motiv einer ruhenden Fledermausfrau - das Material ist Elfenbein aus einem Altbestand mit CITES-Ausnahmegenehmigung - die Klinge habe ich aus einer im Flussbett der Enz gefundenen sehr alten zerbrochenen Feile umgeschmiedet ...

 




 

- CHIMAERE - DIE FLEDERMAUSFRAU -

 ... angedacht und skizziert im April 2016 ... als Teamworkk zusammen mit Andrea Jakob über eine geschlossene europäische Grenze und 250 Kilometer Distanz hinweg nun zum historischen Osterfest 2020 vollendet ...




 

- HINC ILLAE LACRIMAE  ...  DAHER DIESE TRÄNEN -

- ein Teamworkk mit Andrea Jakob -

- das Objekt zur folgenden Erzählung  -

 

"DAS GESTADE"

 




 

DAS GESTADE

 

Bis zum heutigen Tag vermag ich nicht zu sagen, welch seltsames Schicksal mich in jener stürmischen Novembernacht ergriffen und durch die regengepeitschte Dunkelheit getragen hat - über Land und Meer an ein dämmriges Gestade weit im Norden.

Mit dem verklingenden Rütteln der schweren Holzläden vor den Fenstern fiel ich in eine samtene Schwärze, die mich umfing wie ein schützender Mantel, kaum ein Geräusch war zu hören für lange Zeit, nur aus weiter Ferne vernahm ich ein leises Rauschen, wie von einem weit entfernten Meeresstrand.

Nach einiger Zeit schien mir das Murmeln und Rollen von Steinen lauter zu werden, und ich schlug die Augen auf. Bleischwer und müde wurde ich gewahr, dass ich an einem Meeresufer lag, gut zehn Schritte weiter schob der Wellenschlag in ewigem Takt kleine Steine an den Strand – und nahm sie auf dem Wege zurück wieder mit sich in die Tiefe – und es war mir, als ob die Steine verzweifelt klagten bevor sie im blauschwarzen Wasser verschwanden.

Von näherkommenden Schritten aus meinen Gedanken gerissen richtete ich mich auf und drehte mich um zu den schroffen Klippen, die unweit des Ufers steil in den Nebel aufragten.

Umflogen von zwei grossen Raben kam ein Mann auf mich zu – erst jetzt bemerkte ich, dass sich am Fuße der Felsen ein aus groben Steinen gefügtes Haus in eine schützende Nische schmiegte, aus dem er zu kommen schien.

Es war eine sonderbare Gestalt - zwar ging er gebeugt vom Alter, doch war ein glimmendes Leuchten um ihn, und seine Schritte im Geröll waren von jugendlicher Kraft.

Gut einen Schritt vor mir stand er nun und wandte mir ein freundliches Gesicht zu, zerfurcht und verwittert von den Stürmen des Nordens, doch mit Augen, in denen ich als aufmerksamer Betrachter noch deutlich die sonnenbeschienenen Quellen seiner Kinderjahre zu sehen vermochte.

Er trug Stiefel aus einem zottigen weissen Fell, und sein langer Rock war gegürtet mit einem einfachen Stück Tau, wie es das Meer wohl hier angespült hatte. An seinem fischledernen Gewand war ein ständiges Funkeln und Huschen, und es dauerte, bis ich erkannte, dass in den gläsernen Kugeln, die er als Knöpfe daran trug, sich Fische, Schlangen und Salamander bewegten – sie schwammen in türkisblauen Teichen, und es war ein winziges Leben in dem Glase, dass es mir schien, wie ein Wunder aus einem alten Buche.

Ihr seid hier am Ende der Welt und zugleich an ihrem ersten Beginn ..!“ sprach er mich an und reichte mir seine Hand. „Folgt mir nur ohne Furcht, Fremder, Ihr werdet Dinge schauen, nach denen Ihr schon so lange Jahre sucht !“

Mit diesen Worten waren wir schon beinahe an seinem Hause angelangt – die beiden Raben waren uns kreisend gefolgt und flogen vor uns durch die offene Türe – im Hindurchgehen sah ich, dass diese aus den Balken eines zerbrochenen Schiffes gezimmert war, zusammengehalten von kupfernen Nägeln, schiefergrau von ungezählten Frostnächten, in einem Sturz aus den rissig gebleichten Knochen eines mächtigen Wals.

In ein kleines Gemäuer zu treten hatte ich erwartet, doch dieser Anblick war weit jenseits all meiner Vorstellung. Ein riesiger Saal tat sich vor mir auf, spärlich erhellt von hunderten kleiner Öllampen – und inmitten dieses für mich nicht endenden Raumes - sich verlierend in der Ferne kleiner Flammen in gläsernen Zylindern - erstreckte sich wie ein gewaltiges atmendes Tier ein Webstuhl.

Hebebäume und hölzerne Achsen, Spindeln und Gestänge, Rahmen aus Hölzern, wie sie in ihren majestätischen Ausmaßen seit den Zeiten der Arche nicht mehr behauen worden waren.

Beinahe lautlos fielen die Rahmen in ihren eisernen Gelenken, wurden angehoben von kunstvoll geschmiedeten Stangen und Hebeln – und senkten sich in sanftem Takt wieder durch die Kettseile nach unten. Wo jedoch auf einem Englischen Webstuhl unserer Zeit beiderseits die Schussfäden von ihren Spulen laufen, erblickte ich hier unüberschaubare Reihen von baumdicken Achsen – weit hinein in den riesigen Raum liefen darüber Gräser und Zweige, geflochtene Blätter und Reisig, feinste Blütenstengel und sogar gedrehte Wurzeln mit Steinen und Erde daran. Bei all diesem Drehen und Flechten und Weben schwebte nur wie Nebel ein feines Rascheln und Knistern um den Webstuhl – und niemals werde ich den Augenblick vergessen, als ich staunend sah, welches Wunderwerk von Geflecht mit fast unmerklichen Rucken sich scheinbar endlos weit in den Raum erstreckte.

Einige Schritte weit war es Waldboden mit Farn und Moosen, dann wieder stand ein Roggenfeld in sommerlicher Ährenpracht - steinige Geröllebenen wechselten mit Bachwiesen, in denen ich samtgrüne Frösche erblickte, glühender Wüstensand und karge Steppen, wo sich flinke Echsen zwischen Steinen und uraltem Holz verbargen, Flussufer mit blanken Kieseln - und immer wieder ein kreuzender Weg – ich sah sogar neben den Stiefelspuren eines Mannes eine verlorene Münze im Staub liegen, gerade so, als sei dieser einsame Wanderer vor einem Augenblick noch auf dem Geflecht seines Weges gegangen.

Und auf diesem wundersamen Werk war ein stetes Leuchten und Blitzen von Glas - unzählige Grillen sah ich nun - purpurrote Grillen, die wie kleine Kardinäle in langen Mänteln geschäftig auf dem verflochtenen Boden entlangeilten. Jede trug eine Glaskugel mit sich, und in all diesen kleinen gläsernen Welten waren winzige Menschen und Tiere, die darin ihrem Tagewerk nachgingen. Auch schuppige Wesen vor feurigen Bergen sah ich im Glas, sie waren so über alle Maßen fremd und seltsam, als hätten sie noch die ersten Ozeane dieser Erde gesehen.

Jede einzelne dieser Glaswelten wurde von den Grillen sorgsam an einen bestimmten Ort gebracht auf dem Webwerk, und dort mit zarten Grashalmen eingeknüpft. Ich sah auch, dass die Grillen oft miteinander Rat hielten und wohl erwägen mussten, wo eine Glaskugel ihren Platz finden sollte – und wenn sie dies taten, hörte ich ihre feinen Stimmen, wispernd und verhallend wie von jenseits einer fernen Nebelwand.

So wundersam und voll sorgsam gewogener Harmonie waren alle Dinge, die ich hier an diesem fernen Ufer schauen durfte, dass ein tiefer Frieden mein Herz erfasste, und es überkam mich der sehnsuchtsvolle Wunsch, an diesem Ort zu bleiben.

Und als hätte er meine Gedanken gehört, stand mit einem mal der seltsame alte Mann wieder neben mir an dem gewaltigen Webstuhl. „Es ist Zeit, uns zu verlassen Fremder..!“ sprach er mich an „Ja, wir weben die Welt, die gestrige, die heutige und die morgige, gerade so, wie Ihr Euch das gedacht habt zu Eurer Kinderzeit – meine Raben fliegen weit in alle denkbaren Welten, und sie bringen das Leben aller Wesen hier an diesen Ort – und keines ist jemals vergessen, sie finden es im Glas eingeschlossen, tief am Grunde eines dunklen Sees und verborgen im Geröll steiler Bergwände.

Wir weben bis ans Ende der Zeit, und nichts ist verloren, das jemals war und sein wird – nehmt das Geschaute mit Euch, und vergesst niemals den Frieden dieses dämmrigen Gestades..!“

Mit diesen Worten berührte der alte Mann sacht meine Stirn, ich suchte noch nach Worten des Dankes, als ich müde und mit tiefer Ehrfurcht vor dem Erlebten wieder zurückfiel in die stille Schwärze der Nacht.....

Nach einer scheinbaren Ewigkeit in Dunkelheit und Schlaf erwachte ich mit dem leisen Schlagen des offenen Fensters in meiner Stube. Der Sturm war vorüber, ich fand mich am Boden liegend, um mich Sand und Kieselsteine wie von einem Meeresstrand – und während ich noch verwundert bemerkte, dass ich Stiefel trug, nass und salzverkrustet, fiel mein Blick hinaus in den Garten. Alles war, wie ich es als Kind schon gesehen hatte, der grosse Apfelbaum schien sich mir freundlich zuzuneigen – da erst bemerkte ich, dass meine rechte Hand zur Faust geschlossen war. Langsam öffnete ich sie, und eine gläserne Kugel rollte aus meinen Fingern in den Sand neben mir. Und in der Kugel sah ich den Wellenschlag eines fernen Gestades, ich hörte darin das Murmeln der Steine, wie sie im ewigen Takt des Ozeans sich bewegen, gestern, heute … und auch morgen.

 

  © 2018 - Bernd Morlock